St. Bartholomaei-Kirche in der Hansestadt Demmin

Kleine Orgelführung - Historie 
24.03.2002
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Von den Vorgängern der heutigen Orgel wird berichtet:

Nach den Kämmerei-Registern von 1546 wurde die Orgel in St. Bartholomaei repariert, und 1570 verehrte ihr der Rat der Stadt dann eine neue Orgel, die durch den Orgelbauer Meister Fabian aufgestellt wurde.

Schlimme Zeiten brachen wie für ganz Demmin so auch für die St. Bartholomaeikirche im zweiten Drittel des 30jährigen Krieges herein, die mehr als 50 Jahre dauerten und auch dem schönen Gotteshause die furchtbarste Zerstörung brachten. Schon in den Belagerungen von 1631, 1637 und 1639 hatte es sehr gelitten.

In den 17 Friedensjahren von 1659 bis 1676 bevölkerte sich die Stadt allmählich wieder, manche wüste Stelle wurde bebaut und vor allem das Gotteshaus wieder mit allem Fleiße hergerichtet und ausgestattet.

Neues Unglück brach 1676 über die Stadt herein. Der große Kurfürst schloß sie im Kriege mit Schweden am 15. September d.J. ein und bombardierte sie heftig. „Unsere herrliche Kirche mit ihrem weltberühmten Altar und anderer Kirchenzierde wurde ganz und gar mit continuirlicher Feuerwerfung sammt Priester-, Küster-, Organisten- und Armenhäuser abgebrannt und in die Asche gelegt“. Eine schöne Kirchenbibliothek, auf deren Vergrößerung und gute Verwaltung die Visitatoren seit 1602 so großen Wert gelegt hatten, die ansehnliche Orgel, die erst kurz vor 1602 neu aufgestellt oder wenigstens gründlich ausgebessert war (Der Apotheker Samuel Lütkemann machte bei der Visitation 1602 geltend, daß er die Orgelbauergesellen gespeist hätte und wollte sich darauf 50 Gulden, die er der Kirche schuldete, anrechnen. [Die Arbeiten an der Orgel müssen also ziemlich lange gedauert haben, da bei den damaligen geringen Preisen das Kostgeld so hoch angenommen ist.]) Es wird ihm aber aufgegeben, „die Orgelbauer wegen der Atzung zu belangen“, und sich an die Vorsteher der Kirche zu Wolgast zu wenden, damit diese das, was die Orgelbauer „wegen gefertigter Orgel daselbst ausstehen haben,“ zurückbehalten, daß er also zu dem Seinen gelangen möge. [Visitationsabschied von 1604.]) und der Turm mit 4 großen und 3 kleinen Glocken gingen zu Grunde. Als der Belagerer die Stadt im Oktober in seine Gewalt bekam, fand er nach einem Bericht noch 10, nach einem anderen noch 25, nach Stolle noch 30 Häuser vor. Alle übrigen Gebäude, dazu „Mobilien und Lebensmittel fraß das Feuer weg“. Von der Bartholomaeikirche war nach mehrtätigen Wüten des Feuers weiter nichts übrig geblieben als die Umfassungsmauern und der Unterbau des Turmes. Der samt dem Turme herunterstürzende brennende Dachstuhl zerschmetterte das Gewölbe der ganzen Kirche über dem Langschiff und der Turmhalle (Vorhalle) und verpflanzte den Brand und somit die gänzliche Verwüstung in das Innere der Kirche.

Mit dem Wiederaufbau der Kirche wurde nach langen Sammlungen 1684 begonnen.

Die Herren Theodor Lamperti und Augustin Linke sammelten von November 1684 bis Mai 1685 in Preußen und Pommern Geld. Sie begannen die Sammlung am 4. November in Berlin und berührten bei ihrer Reise Kolberg, Stolp, Königsberg, Elbing, Marienberg, Treptow a.R., Greifenberg, Kammin, Gollow u.a. Zum Schaden der Kirche jedoch und zum großen Verdruß aller Beteiligten hatte ihre Sammlung einen sehr negativen Erfolg. Sie brachten von der Sammlung 217 Rtlr und 10 1/3 Schilling mit, während dem gegenüber Ausgaben in Höhe von 325 Rtlr und 9 Schilling standen, so daß die beiden Deputierten, statt Geld zu bringen noch 107 Rtl und 46 ½ Schilling zu fordern hatte. Mehr Erfolg mit seinen Sammlungen hatte Melchior von Essen, Pastor von St. Marien und Archidiakon von St. Bartholomaei, der zusammen mit dem ratsverwandten Herrn Samuel Glorian, nachdem sie in Demmin von Haus zu Haus gegangen waren, in Rostock, Wismar, Lübeck, Hamburg, Frankfurt a.M. und nach den meisten evangelischen Städten (West-)Deutschlands, auch zu vielen Fürstentümern und Herrschaften zum kollektieren gegangen war. Am meisten hatte die Kollekte in dem damals schon reichen Hamburg eingebracht, nämlich 1017 Rtlr.

Wegen Geld- und Materialmangel zog sich die Renovierung der Kirche jedoch über mehrere Jahrzehnte hinweg.

Im Jahre 1706 war die Kirche bis auf das Gewölbe, das sie erst 1734 erhielt, vollendet.

1706 wurde die „herrliche Orgel“ aufgestellt, die der königlich schwedische Proviantinspektor Bohse der Kirche zum Geschenk gemacht hatte. (Sie ist später vergrößert und weiter ausgebaut worden.)

Bei der Belagerung im siebenjährigen Kriege 1759 kam auch die St. Bartholomaeikirche wieder in große Gefahr, da die belagernden Preußen, in der Meinung, die Schweden hätten sie besetzt, den Turm mit Haubitzen, Granaten und Bomben beschossen. Der Turm, der Altar und die Kanzel wurden beschädigt, das Dach durchlöchert, und die meisten Fensterscheiben zersprangen von der Erschütterung; indessen blieb die Kirche vor größerem Schaden und namentlich vor Brand bewahrt. Die Franzosen benutzten sie 1807 als Stroh- und Heumagazin.

Im Jahre 1819 wurde durch den Orgelbauer Buchholz eine neue, schöne Orgel gebaut, deren Gehäuse jedoch dem Stil der Kirche nicht entsprach.

1840? erfuhr sie eine Reparatur und Verschönerung durch den Orgelbauer Schulze aus Paulinenzelle bei einem Kostenaufwand von 650 Talern.

In der folgenden Restaurierung der Kirche von 1856 bis 1867, die nach dem Plane des kunstsinnigen Superintendenten Lengerich durchgeführt wurde, wurde das Orgelchor ganz in den Turmraum zurückverlegt und gegen das Hauptschiff mit gotisch verziertem Brüstungsmauerwerk abgeschlossen. Eine massive Wendeltreppe führt aus dem Vorraum zum Orgelchor hinauf. Die Orgel erhielt durch den berühmten Buchholz in Berlin zwei Manuale und Pedal mit 40 klingenden Stimmen und 48 Registerzügen. Sie kostete 4150 Taler.

Die jetzige Orgel ist von dem Orgelbauer B. Grüneberg (Sohn) in Stettin 1867 hergestellt. Wesentliche Teile der früheren Orgel fanden Verwendung. Sie besteht nun aus 4 Manualen (Hauptwerk, Stückwerk, Fernwerk und Harmonium) und Pedal, mit zusammen 52 klingenden Stimmen und 64 Registerzügen, enthält eine 32füßige, 10 sechzehnfüßige Stimmen usw., eine pneumatische Maschine, Kollektivzüge usw. Die Kosten des Um- und Neubaus betrugen 6235 Taler.

Quelle: Geschichte der Stadt Demmin auf Grund des Demminer Ratsarchivs, der Stolleschen Chronik und anderer Quellen bearbeitet und mit 2 Plänen und 29 Abbildungen herausgegeben von Karl Goetze, Rektor der Stadt-Knabenschule zu Demmin

Franksche Buchhandlung (Paul Happe) in Demmin 1903. Wiederauflage 1997 durch Buchhandlung Steinke, Demmin


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